Raum für Kultur und Veranstaltungen

Architekt des Theaters Gütersloh ist Prof. Jörg Friedrich | PFP Architekten (Hamburg). Das Haus wurde nach zweijähriger Bauzeit am 13. März 2010 eröffnet.

Das Theater Gütersloh ist ein Programmtheater ohne eigenes Ensemble und präsentiert hervorragende nationale und internationale Produktionen aller Sparten sowie ausgewählte Eigenproduktionen. Es kann auch für Empfänge, Feiern und verschiedene Veranstaltungen gemietet werden. Zusammen mit der Stadthalle Gütersloh ist das Theater Teil der Dachmarke Kultur Räume Gütersloh.

Geschichte
Im Oktober 1987 entscheidet der Rat der Stadt Gütersloh, dass das alte Theater in der in die Jahre gekommenen Paul-Thöne-Halle von 1949 nicht mehr den räumlichen Anforderungen eines zeitgemäßen Theaterbetriebes genügt. 1993 wird das Projekt des Theaterneubaus von der Stadt ausgeschrieben. Den ersten Preis gewinnt der Hamburger Architekt Prof. Jörg Friedrich. Da die Verwirklichung des Siegerentwurfs mit 80 Millionen D-Mark das geplante Budget der Stadt übersteigt, werden die Pläne vorerst nicht realisiert. Erst im Jahr 2000 wird das Bauvorhaben mit der Gründung des Theaterfördervereins „Theater in Gütersloh e. V.“ wieder aufgenommen. Der Verein holt Spendenzusagen von fünf Millionen Euro von den Gütersloher Firmen Bertelsmann und Miele ein. Daraufhin fasst der Rat der Stadt Gütersloh im Februar 2001 den Grundsatzbeschluss für den Theaterneubau, verbunden mit dem Auftrag zur Kostenreduzierung. Der Architekt Prof. Jörg Friedrich stellt einen neuen Entwurf vor, der mit 30 Millionen Euro unter den vorherigen Kosten liegt. Dennoch wird der Neubau weiter heftig diskutiert und gipfelt in einen Bürgerentscheid, der negativ für den Neubau des Theaters ausfällt und zur Folge hat, dass sich die Politik nicht mehr mit dem Theaterbau beschäftigen darf. Daraufhin ändert der Architekt seine Pläne ein zweites Mal und präsentiert der Verwaltung einen neuen, günstigeren Entwurf mit 530 statt der zuvor geplanten 700 Sitzplätze. Nach Ablauf der Bindungsfrist des Bürgerentscheids beschließt der Rat der Stadt Gütersloh im Juni 2006 mit großer Mehrheit, ein neues Theater zu bauen und den dritten Entwurf des Architekten zu verwirklichen. 2003 wird die einstige Heimat des Theaters Gütersloh, die Paul-Thöne-Halle, aufgrund erheblicher Mängel im Brandschutz geschlossen und Ende 2007 abgerissen. Mit der Schließung der Paul-Thöne-Halle finden ab 2003 die Theateraufführungen in der benachbarten Stadthalle Gütersloh statt.

Am 29. Mai 2008 beginnt mit dem ersten Spatenstich durch die damalige Gütersloher Bürgermeisterin, Maria Unger, der Bau des Theaters. Am 11. Oktober 2008 erfolgt die feierliche Grundsteinlegung und am 13. März 2010 wird das neue Theatergebäude eröffnet.Das erste Gastspiel bestreitet das Deutsche Schauspielhaus Hamburg. Der größte Teil der Kosten von rund 22 Millionen Euro wird von der Stadt Gütersloh getragen. Hinzu kommen Spenden und Zuschüsse in Höhe von rund 6,2 Millionen Euro. Davon stammen fünf Millionen Euro von den ortsansässigen Firmen Bertelsmann und Miele und etwa 1,2 Millionen Euro aus weiteren vom Förderverein „Theater in Gütersloh e. V.“ gesammelten Spenden Gütersloher Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen der Stadt. Seit März 2013 ist Christian Schäfer Künstlerischer Leiter des Theaters Gütersloh und damit Nachfolger von Klaus Klein, der 2013 in den Ruhestand getreten war.

Am 5. September 2020 wurde der zuvor namenlose Platz vor dem Theater zu Ehren des Gütersloher Komponisten Hans Werner Henze (1926–2012) Hans-Werner-Henze-Platz benannt.

Gebäude
Das Theatergebäude entspricht einem weißen Kubus, bei dem der Architekt Prof. Jörg Friedrich mit einer sachlich-klaren Formensprache und der konsequenten Weißgestaltung des Hauses an die Tradition der Bauhaus-Ästhetik und der Architektur der Moderne um 1930 anknüpft. In dem „vertikalen Theater“ sind auf einer Grundfläche von 2.086 m² die verschiedenen Funktionsbereiche übereinander auf einer Höhe von 24 Meter angeordnet. Der Bühnenturm hat eine Höhe von 26 m. Mit der Entwicklung des vertikalen Theaters, einer bislang einzigartigen architektonischen Lösung in Europa, ist der Bau entsprechend der Anforderung erheblich günstiger geworden. Der monolithische Charakter des Baus wird auf der Südseite durch eine ca. 1.000 m2 große Glasfassade aufgebrochen, die einen Blick in das Theater ermöglicht. Das Theaterinnere ist offen und transparent gestaltet. Sowohl Wände als auch Böden und Decken sind zum größten Teil in Weiß gehalten. In diesem Konzept spiegelt sich die Idee des Architekten wider, dass allein durch die Besucher Farbe ins Theater getragen wird.

Einen besonderen Kontrast zum strahlenden Weiß des Theaters bildet der Theatersaal. Der überwiegend in schwarz gehaltene Raum ist mit 530 rot bezogenen Sitzplätzen ausgestattet. Zwischen der 250 m2 großen Hauptbühne und dem letzten Sitzplatz des Theatersaals liegen nur etwa 25 Meter Abstand, die den Zuschauern eine außergewöhnliche Nähe zur Bühne bieten. Darüber hinaus besticht der Theatersaal mit einer ausgezeichneten Akustik, die sowohl für Sprech-, als auch für Musiktheater geeignet ist.

Neben dem Theatersaal steht für kleinere Produktionen die 198 m² große Studiobühne zur Verfügung. Diese ragt als Kubus aus dem Theater heraus und bietet mit bis zu 130 flexiblen Sitzplätzen Raum für zum Beispiel Theaterstücke, Kammermusik und Workshops. Die Studiobühne bietet durch die verglaste Fensterfront einen Blick über die Gütersloher Innenstadt, kann aber auch durch Verdunkelung als Blackbox genutzt werden.

Direkt über der Studiobühne liegt  der Balkon der Skylobby, dem gastronomischen Dreh- und Angelpunkt in der fünften Etage. Die etwa 400 m2 große Skylobby befindet sich rund 22 Meter über dem Erdboden und öffnet durch die große Glasfassade den Blick nach draußen. Kreisrunde Oberlichter lassen zusätzlich Licht einströmen. Ausgestattet mit einer 16 Meter langen Buffettheke und Cocktailbar sowie etwa 120 Sitzplätzen, werden hier in den Pausen, nach den Veranstaltungen oder zu besonderen Anlässen Getränke und verschiedene Kleinigkeiten serviert. Zudem finden hier Lesungen, Konzerte und Publikumsgespräche statt. Wie das gesamte Gebäude, ist die Skylobby außerhalb der Theatervorstellungen für unterschiedlichste Anlässe und Veranstaltungen mietbar. Der Cateringpartner für Veranstaltungen im Theater ist die Firma gourmet & service versmold GmbH.

Programm
Das Theater bietet ein Programm für Menschen aller Altersklassen. Es gibt ein umfangreiches Kinder- und Jugendprogramm, das theaterpädagogisch flankiert wird. Das Theater steht in der Region Ostwestfalen- Lippe für herausragende, relevante, oftmals preisgekrönte Arbeiten. Die ausgewählten Produktionen decken sämtliche Sparten ab, werden aus dem gesamten deutschsprachigen Raum eingeladen und durch internationale Ensembles ergänzt. Seit 2013 waren in Gütersloh, zum Beispiel im Bereich Schauspiel, Produktionen von nahezu allen großen Bühnen im deutschsprachigen Raum und den maßgebenden RegisseurInnen der Zeit zu sehen. Im Tanz waren weltweit führende Ensembles, wie das Ballett am Rhein, atterballetto aus Italien, die Sao Paulo Dance Company und die Johannesburg Dance Factory zu Gast.

Seit 2014 gibt es auch Eigen-/Koproduktionen. Das Theater wird so Produktionshaus für neue Dramatik und brachte in der Spielzeit 2017/2018 unter der Regie von Christian Schäfer das erste Stück von Bachmann-Preisträger Tilman Rammstedt "Raushauen" als Auftragswerk zur Uraufführung. Zudem wurde eine "Dornröschen"-Fassung von Schäfer und der Bielefelder Kinderrockband Randale, die in Kooperation mit dem Landestheater Detmold über 45.000 ZuschauerInnen in ganz NRW und darüber hinaus erreichte, produziert. Mit der Uraufführung "Loreley (Sinking Ships)", von Fink Kleidheu/Tilman Rammstedt/ Svavar Knútur, konnte 2018 eine Trilogie als Kooperation mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen (2014/2016/2018) abgeschlossen werden.

Neben Schauspiel, Tanz, Musiktheater, Figurentheater, Maskentheater, etc., bietet das Theater auch ein variantenreiches Konzertprogramm: Von der großen Orchestermusik über einzelne Popkonzerte und den „Klangkosmos Weltmusik“ bis hin zur Kammermusik, werden regelmäßig verschiedene Musikstile bedient. Hinzu kommt der besondere Stellenwert des Jazz im Theater Gütersloh.

Über Workshops,  Stückeinführungen, Publikumsgespräche und Feedback-Karten wird ein reger Austausch mit dem Publikum ermöglicht.

Zudem gibt es einen Spielclub und das Junge Theater Gütersloh, sowie die Bürgerbühne Gütersloh, welche aus bürgerschaftlicher Theaterbegeisterung entstanden und an das Theater angedockt ist. Im Juni 2018 war das Theater Gütersloh Gastgeber des OWL Jugendclubtreffens. Das Theater wird außerdem von vielen Gütersloher Schulen, Musikensembles und weiteren Institutionen für Veranstaltungen genutzt.

Sponsoren und Förderer
Das Fördergremium KulturPLUS+, dem acht ortsansässige Unternehmen angehören, ermöglicht u.a. die  Reihe „Vier Jahreszeiten“, in der internationale Stars wie Sol Gabetta, Diane Krall, Chilly Gonzales, Philippe Jaroussky, Jonas Kaufmann, Lang Lang, John Malkovich oder Bill Murray zumeist exklusiv in OWL auftreten. Neben der Sponsorengemeinschaft sind für das Theater Gütersloh der Förderverein „Theater in Gütersloh e. V.“, die Bürgerstiftung Gütersloh und das Kultursekretariat NRW Gütersloh und weitere Partner wichtige Förderer.

WDR Beitrag: "Meisterwerke der Architektur"

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